_Klaus Beckmann
_Sehr geehrter Herr Bundespräsident,
mit Überraschung und Irritation habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie anlässlich der Verleihung eines Medienpreises am 24. Februar als Laudator für den Bethlehemer lutherischen Pfarrer Mitri Raheb angekündigt sind. Als evangelischer Theologe, der seit rund zwei Jahrzehnten im christlich-jüdischen Gespräch engagiert ist, und Militärseelsorger möchte ich Sie in dieser persönlichen Zuschrift sehr herzlich bitten, Ihre Mitwirkung an der Ehrung Rahebs noch einmal zu überdenken.
Welch problematische Theologie Mitri Raheb vertritt, haben Ihnen bereits mehrere besorgte Christen und Bürger dargelegt. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch betonen, dass Raheb in Deutschland studiert hat. Er wurde in Marburg promoviert, durch eine ehedem von geachteten, in integrer liberaler Geistestradition verwurzelten und der Bekennenden Kirche verbundenen Theologen wie Rudolf Bultmann und Hans von Soden geprägte Fakultät. Es war die Marburger theologische Fakultät, die im Jahr 1933 - ohne die erhoffte Resonanz - der Einführung des "Arierparagraphen" in der evangelischen Kirche mit einem fundierten Gutachten entgegen trat. Die unbestreitbare Affinität einiger aktueller Aussagen Rahebs zu Positionen der "Deutschen Christen" der NS-Zeit - an prominentester Stelle wäre hier seine Behauptung, Jesus sei kein Jude gewesen, anzuführen - stellt auch Rahebs theologische Lehrer in ein sehr fragwürdiges Licht. Eine in Deutschland vollzogene Ehrung Rahebs als palästinensischen "Befreiungstheologen", an der zudem ein profilierter, politisch herausgehobener Protestant von Ihrem Rang beteiligt wäre, müsste vollends das Gespräch zwischen Juden und Christen in unserem Land nachhaltig belasten.
Als Seelsorger bei der Bundeswehr habe ich es mit Menschen zu tun, die vorrangig im Einsatz gegen den weltweit militant agierenden Islamismus ihre körperliche und seelische Gesundheit, ja oft ihr Leben riskieren. Mitri Raheb repräsentiert nun eine christliche Denkart, die besonders durch die Präsenz eines bedrückend aggressiven Islam gekennzeichnet ist. Ich sehe die bedrohte Situation der Christen in muslimisch dominierten Ländern sehr wohl und trete an verschiedenen Stellen für jede nur mögliche Solidarität der westlichen Christen mit diesen bedrängten Geschwistern ein. Raheb indes lässt sich nach meinem, in gründlicher Beschäftigung mit seinen veröffentlichten Aussagen gewonnenen Eindruck als christliches Sprachrohr einer teilweise von islamistischen Kräften gesteuerten Anti-Israel-Propaganda benutzen - möglicher Weise in der Erwartung, die Gegenwart von Christen in Palästina als politisch opportun zu erweisen und dadurch ihre Lage zu erleichtern. Faktisch wird er so aber zum Instrument politischer Kräfte, die nicht nur zur Vernichtung des demokratisch verfassten jüdischen Staates entschlossen sind, sondern die westliche Werteordnung insgesamt ablehnen und bekämpfen. Jede in einem Land der westlichen Hemisphäre vollzogene Ehrung Rahebs unterstützt somit im Endeffekt nicht die bedrängten Christen in muslimischen Ländern, sondern gerade deren Unterdrücker. Sie konterkariert, so meine persönliche Einschätzung, letztlich auch das Eintreten unserer Soldaten für den Bestand freiheitlicher Grundwerte.
Ich unterstütze nachdrücklich eine offene und faktengerechte Debatte um die Lage der Christen in den Palästinensergebieten. In der Tat ist hier couragierte Solidarität gefordert. Da die maßgebliche Bedrohung der christlichen Gemeinden jedoch nicht vom Staat Israel, sondern von der anwachsenden Dominanz eines politischen Islam ausgeht, scheint mir bei Mitri Raheb ein kritischer Gedankenaustausch und keine affirmative Auszeichnung angebracht.
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, bitte prüfen Sie die komplexe Sachlage und sehen Sie von einer Lobrede auf Mitri Raheb ab. Es gibt viele denkbare Wege, auf das harte Schicksal der Christen in Bethlehem aufmerksam zu machen und sie zu unterstützen; ein Ihrer unwürdiges Einstimmen in den Chor unreflektierter Israelfeindschaft - und als nichts anderes könnte eine Laudatio auf Mitri Raheb als herausragenden Vertreter der "palästinensischen Befreiungstheologie" m. E. wahrgenommen werden - nützt unseren christlichen Geschwistern sicherlich am wenigsten und stärkt die Falschen.
In der Hoffnung auf eine angemessene Entscheidung grüße ich Sie hochachtungsvoll
Dr. Klaus Beckmann
Dr. Beckmann ist Lehrbeauftragter an der Universität Saarbrücken und seit Anfang 2011 evangelischer Militärseelsorger.
mit Überraschung und Irritation habe ich zur Kenntnis genommen, dass Sie anlässlich der Verleihung eines Medienpreises am 24. Februar als Laudator für den Bethlehemer lutherischen Pfarrer Mitri Raheb angekündigt sind. Als evangelischer Theologe, der seit rund zwei Jahrzehnten im christlich-jüdischen Gespräch engagiert ist, und Militärseelsorger möchte ich Sie in dieser persönlichen Zuschrift sehr herzlich bitten, Ihre Mitwirkung an der Ehrung Rahebs noch einmal zu überdenken.
Welch problematische Theologie Mitri Raheb vertritt, haben Ihnen bereits mehrere besorgte Christen und Bürger dargelegt. Ich möchte in diesem Zusammenhang noch betonen, dass Raheb in Deutschland studiert hat. Er wurde in Marburg promoviert, durch eine ehedem von geachteten, in integrer liberaler Geistestradition verwurzelten und der Bekennenden Kirche verbundenen Theologen wie Rudolf Bultmann und Hans von Soden geprägte Fakultät. Es war die Marburger theologische Fakultät, die im Jahr 1933 - ohne die erhoffte Resonanz - der Einführung des "Arierparagraphen" in der evangelischen Kirche mit einem fundierten Gutachten entgegen trat. Die unbestreitbare Affinität einiger aktueller Aussagen Rahebs zu Positionen der "Deutschen Christen" der NS-Zeit - an prominentester Stelle wäre hier seine Behauptung, Jesus sei kein Jude gewesen, anzuführen - stellt auch Rahebs theologische Lehrer in ein sehr fragwürdiges Licht. Eine in Deutschland vollzogene Ehrung Rahebs als palästinensischen "Befreiungstheologen", an der zudem ein profilierter, politisch herausgehobener Protestant von Ihrem Rang beteiligt wäre, müsste vollends das Gespräch zwischen Juden und Christen in unserem Land nachhaltig belasten.
Als Seelsorger bei der Bundeswehr habe ich es mit Menschen zu tun, die vorrangig im Einsatz gegen den weltweit militant agierenden Islamismus ihre körperliche und seelische Gesundheit, ja oft ihr Leben riskieren. Mitri Raheb repräsentiert nun eine christliche Denkart, die besonders durch die Präsenz eines bedrückend aggressiven Islam gekennzeichnet ist. Ich sehe die bedrohte Situation der Christen in muslimisch dominierten Ländern sehr wohl und trete an verschiedenen Stellen für jede nur mögliche Solidarität der westlichen Christen mit diesen bedrängten Geschwistern ein. Raheb indes lässt sich nach meinem, in gründlicher Beschäftigung mit seinen veröffentlichten Aussagen gewonnenen Eindruck als christliches Sprachrohr einer teilweise von islamistischen Kräften gesteuerten Anti-Israel-Propaganda benutzen - möglicher Weise in der Erwartung, die Gegenwart von Christen in Palästina als politisch opportun zu erweisen und dadurch ihre Lage zu erleichtern. Faktisch wird er so aber zum Instrument politischer Kräfte, die nicht nur zur Vernichtung des demokratisch verfassten jüdischen Staates entschlossen sind, sondern die westliche Werteordnung insgesamt ablehnen und bekämpfen. Jede in einem Land der westlichen Hemisphäre vollzogene Ehrung Rahebs unterstützt somit im Endeffekt nicht die bedrängten Christen in muslimischen Ländern, sondern gerade deren Unterdrücker. Sie konterkariert, so meine persönliche Einschätzung, letztlich auch das Eintreten unserer Soldaten für den Bestand freiheitlicher Grundwerte.
Ich unterstütze nachdrücklich eine offene und faktengerechte Debatte um die Lage der Christen in den Palästinensergebieten. In der Tat ist hier couragierte Solidarität gefordert. Da die maßgebliche Bedrohung der christlichen Gemeinden jedoch nicht vom Staat Israel, sondern von der anwachsenden Dominanz eines politischen Islam ausgeht, scheint mir bei Mitri Raheb ein kritischer Gedankenaustausch und keine affirmative Auszeichnung angebracht.
Sehr geehrter Herr Bundespräsident, bitte prüfen Sie die komplexe Sachlage und sehen Sie von einer Lobrede auf Mitri Raheb ab. Es gibt viele denkbare Wege, auf das harte Schicksal der Christen in Bethlehem aufmerksam zu machen und sie zu unterstützen; ein Ihrer unwürdiges Einstimmen in den Chor unreflektierter Israelfeindschaft - und als nichts anderes könnte eine Laudatio auf Mitri Raheb als herausragenden Vertreter der "palästinensischen Befreiungstheologie" m. E. wahrgenommen werden - nützt unseren christlichen Geschwistern sicherlich am wenigsten und stärkt die Falschen.
In der Hoffnung auf eine angemessene Entscheidung grüße ich Sie hochachtungsvoll
Dr. Klaus Beckmann
Dr. Beckmann ist Lehrbeauftragter an der Universität Saarbrücken und seit Anfang 2011 evangelischer Militärseelsorger.