_An erster Stelle: die christliche Lehre
_ Auch von mir ging ein Brief an Bundespräsident a.D. Prof. Roman Herzog und zwar als Stellungnahme zum Brief von Bischof Abromeit an denselben. Der Inhalt wird hier zusammengefasst.
In jenem Brief an Prof. Herzog schrieb der Bischof folgendes über die berüchtigte Rede von Pastor Mitri Raheb in Bethlehem (März 2010):
„Die Sätze, die Ihnen geschickt wurden und aus dem Zusammenhang eines längeren Vortrages genommen sind, spielen an auf die Thesen, die der Tel-Aviver Geschichtsprofessor Dr. Shlomo Sand, Die Erfindung des Jüdischen Volkes. Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand, 2008 auf Hebräisch und 2010 auf Deutsch veröffentlicht hat. Das Buch hat eine sehr breite Aufnahme gefunden und wurde – zumal in Israel – sehr kontrovers diskutiert. (Über die Diskussion informiert sehr gut der entsprechende Wikipedia-Artikel.)“
Bischof Abromeit hat dabei leider nicht überlegt, was Ethnologie sei und was Theologie sei. Der „entsprechende Wikipedia-Artikel“ enthält Argumente verschiedener Art. Nirgends aber findet man dort so etwas wie die Behauptung Rahebs (mehrmals in seiner Rede), der heutige Staat Israel entspreche daher „dem Rom der Bibel“. Denn dies ist eine rein theologische Aussage, die keineswegs allein aus der Theorie Sands zu folgern ist, sondern von Raheb selber aufgestellt wurde.
Eine Menge Kritiker fanden die Thesen Sands ziemlich irrig. Nehmen wir doch an, Sand habe mit seiner Meinung völlig recht. Wenn Raheb sich aber auf Thesen über die DNA-Abstammung der heutigen Juden und Palästinenser eine Theologie aufbaut, dann überschreitet er eine verbotene Schwelle.
Das kann jeder gut geschulte deutsche Laie verstehen; dafür muss man kein Bischof sein. Denn wir wissen, wie im Dritten Reich evangelische Pfarrer aus der Kirche entfernt wurden, weil sie angeblich falscher - nämlich jüdischer - Abstammung waren.
Geben wir auch zu, was kaum nachzuweisen wäre, Raheb meine in derselben Rede mit Recht, die Vorahnen der heutigen Palästinenser hätten die Bibel geschrieben. Es ist trotzdem eine zu verwerfende theologische Feststellung, wenn er in jener Rede auch behauptet, gerade daher verstehen allein die palästinensischen Christen aus biblischer Sicht heutige Umstände, andere Menschen aber nicht.
Die Bibel verbietet eine solche Theologie. Man lese nur das Buch Rut. Als fremde Frau im Ausland sprach Rut: „Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott“ (1.16). Genau das hätten die Vorfahren Netanjahus in Europa gesagt, wenn sie wirklich – wie Raheb in jener Rede meinte – zum Judentum konvertierte Europäer waren. Die Lutherübersetzung von 1984 setzt als Überschrift zum Buch Rut: „Eine Ausländerin findet Heimat in Israel“. D.h. die Theologie überwindet die Ethnologie.
So wurde Rut zur Urgroßmutter des Königs David (Rut 4.21). Raheb wahnt in der Rede, mit David DNA-verwandt zu sein. Daher entspricht auch Raheb – der eigenen Theologie zufolge – „dem Rom der Bibel“. Wie David und Jesus auch. Das Mattäusevangelium betont bekanntlich die fremden Frauen im Stammbaum Jesu: Rahab und Rut (1.5).
Wir wollen einen Bischof nicht weiter daran erinnern, was er schon beim Theologiestudium hätte lernen sollen. Rahebs Theologie ist ein Unding, eine grobe Häresie, vor der ein Bischof die Gläubigen warnen muss.
Die Treue zum alten Freund, sei er Raheb oder ein anderer, kann man schätzen. Die Angst um eine eigene Veranstaltung zu Ehren Rahebs in Berlin kann man verstehen. Aber die Erinnerung an die christliche Lehre sollte die erste Stelle einnehmen.
Malcolm Lowe
In jenem Brief an Prof. Herzog schrieb der Bischof folgendes über die berüchtigte Rede von Pastor Mitri Raheb in Bethlehem (März 2010):
„Die Sätze, die Ihnen geschickt wurden und aus dem Zusammenhang eines längeren Vortrages genommen sind, spielen an auf die Thesen, die der Tel-Aviver Geschichtsprofessor Dr. Shlomo Sand, Die Erfindung des Jüdischen Volkes. Israels Gründungsmythos auf dem Prüfstand, 2008 auf Hebräisch und 2010 auf Deutsch veröffentlicht hat. Das Buch hat eine sehr breite Aufnahme gefunden und wurde – zumal in Israel – sehr kontrovers diskutiert. (Über die Diskussion informiert sehr gut der entsprechende Wikipedia-Artikel.)“
Bischof Abromeit hat dabei leider nicht überlegt, was Ethnologie sei und was Theologie sei. Der „entsprechende Wikipedia-Artikel“ enthält Argumente verschiedener Art. Nirgends aber findet man dort so etwas wie die Behauptung Rahebs (mehrmals in seiner Rede), der heutige Staat Israel entspreche daher „dem Rom der Bibel“. Denn dies ist eine rein theologische Aussage, die keineswegs allein aus der Theorie Sands zu folgern ist, sondern von Raheb selber aufgestellt wurde.
Eine Menge Kritiker fanden die Thesen Sands ziemlich irrig. Nehmen wir doch an, Sand habe mit seiner Meinung völlig recht. Wenn Raheb sich aber auf Thesen über die DNA-Abstammung der heutigen Juden und Palästinenser eine Theologie aufbaut, dann überschreitet er eine verbotene Schwelle.
Das kann jeder gut geschulte deutsche Laie verstehen; dafür muss man kein Bischof sein. Denn wir wissen, wie im Dritten Reich evangelische Pfarrer aus der Kirche entfernt wurden, weil sie angeblich falscher - nämlich jüdischer - Abstammung waren.
Geben wir auch zu, was kaum nachzuweisen wäre, Raheb meine in derselben Rede mit Recht, die Vorahnen der heutigen Palästinenser hätten die Bibel geschrieben. Es ist trotzdem eine zu verwerfende theologische Feststellung, wenn er in jener Rede auch behauptet, gerade daher verstehen allein die palästinensischen Christen aus biblischer Sicht heutige Umstände, andere Menschen aber nicht.
Die Bibel verbietet eine solche Theologie. Man lese nur das Buch Rut. Als fremde Frau im Ausland sprach Rut: „Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott“ (1.16). Genau das hätten die Vorfahren Netanjahus in Europa gesagt, wenn sie wirklich – wie Raheb in jener Rede meinte – zum Judentum konvertierte Europäer waren. Die Lutherübersetzung von 1984 setzt als Überschrift zum Buch Rut: „Eine Ausländerin findet Heimat in Israel“. D.h. die Theologie überwindet die Ethnologie.
So wurde Rut zur Urgroßmutter des Königs David (Rut 4.21). Raheb wahnt in der Rede, mit David DNA-verwandt zu sein. Daher entspricht auch Raheb – der eigenen Theologie zufolge – „dem Rom der Bibel“. Wie David und Jesus auch. Das Mattäusevangelium betont bekanntlich die fremden Frauen im Stammbaum Jesu: Rahab und Rut (1.5).
Wir wollen einen Bischof nicht weiter daran erinnern, was er schon beim Theologiestudium hätte lernen sollen. Rahebs Theologie ist ein Unding, eine grobe Häresie, vor der ein Bischof die Gläubigen warnen muss.
Die Treue zum alten Freund, sei er Raheb oder ein anderer, kann man schätzen. Die Angst um eine eigene Veranstaltung zu Ehren Rahebs in Berlin kann man verstehen. Aber die Erinnerung an die christliche Lehre sollte die erste Stelle einnehmen.
Malcolm Lowe