Ricklef Münnich
Von: Ricklef Münnich <[email protected]>
Betreff: Predigt von Mitri Raheb zu Ihrem Jahresfest
Datum: 15. Februar 2012 19:57:46 MEZ
An: [email protected]
Kopie: [email protected], [email protected], [email protected], Andreas Goetze <[email protected]>, [email protected]
Sehr geehrte Vorstandsmitglieder im Jerusalemverein,
mit der Kanzel des Berliner Doms unlösbar verbunden ist die Erinnerung an Adolf Stoecker, der 1874 zum Hof- und Domprediger berufen wurde. Seine Position nutzte Stoecker um auch politischen Einfluss zu nehmen, vor allem als bekennender Antisemit. Mit ihm nahm der moderne Antisemitismus seinen Anfang. Stoeckers Hasspredigten gegen den „zersetzenden jüdischen Einfluss auf unser Volksleben“ erreichten in gedruckter Form sechsstellige Auflagen. Der Hofprediger hatte erheblichen Anteil daran, dass der Judenhass in kürzester Zeit in die Mitte der deutschen Gesellschaft vorrückte. So legte er einen Keim für den späteren Erfolg des nationalsozialistischen Antisemitismus.
Diese Erinnerung scheint man im Vorstand des Jerusalemvereins verdrängt zu haben. Auf der Kanzel Adolf Stoeckers hält Dr. Mitri Raheb, Pfarrer der Weihnachtskirche in Bethlehem, am 19. Februar, um 10 Uhr, die Festpredigt für das 160. Jahresfest dieses ebenfalls im Dom gegründeten Vereins, der die „deutschen evangelischen Einrichtungen im Heiligen Land“ fördert. Wer Rahebs Reden und Predigten der vergangenen Jahren verfolgt hat, kann dies nur als provokante Ignoranz seines Vorstandes unter dem Pommerschen Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit verstehen.
Mitri Raheb hat die judenfeindlichen Stereotypen Adolf Stoeckers palästinensisch neu erfunden. Er grenzt sich mit seiner Befreiungstheologie vehement von der „westlichen Theologie“ der vergangenen Jahrzehnte ab, in die eben auch die Erkenntnis der notwendigen Überwindung christlicher Judenfeindschaft eingeflossen ist. Raheb vertritt ausdrücklich die Überzeugung, das Israel der biblischen Verheißungen sei heute durch Palästina zu ersetzen. Außerdem sei Jesus Palästinenser und kein Jude. Er meint dies nicht nur in theologischem, sondern auch in rassistischem Sinn; so sprach er 2010 von der DNA Jesu, die seiner eigenen näher sei als die von Benjamin Netanyahu. Der Betlehemer Pfarrer betreibt eine theologische wie politische Delegitimierung Israels als Volk und als Staat.
Vielleicht klingen Dr. Rahebs Lehren in Bethlehem anders. In Deutschland aber sind sie eindeutig antisemitisch zu verstehen – und das nicht erst seit dem „Antisemitismus-Bericht“ der Bundesregierung, der solche Delegitimierung unter die gegenwärtigen „Erscheinungsformen des Antisemitismus“ rechnet. Offenbar stört es niemanden im Jerusalemverein und damit in breiten Teilen unserer evangelischen Kirchen, 130 Jahre nach Adolf Stoecker wieder einen antisemitischen Prediger auf die Kanzel des Berliner Doms einzuladen.
Mit freundlichen Grüßen
Ricklef Münnich
PS: Ich beziehe mich in meinem Schreiben vor allem auf die Rede, die Dr. Raheb im März 2010 bei der Konferenz "Christ at the Checkpoint" gehalten hat:
http://www.christatthecheckpoint.com/lectures/Mitri_Raheb.pdf
Eine weitere wesentliche Quelle aus der jüngsten Zeit ist der "Bethlehem Call" vom Dezember 2011, an dem Dr. Raheb wesentlich mitgewirkt hat
http://globalministries.org/news/mee/pdfs/Kairos-Palestine-The-Bethlehem-call-Dec-2011.pdf
Dort heisst es unter anderem: "The deligitimization and criminalization of the Israeli government and its local and international support base is gaining unstoppable momentum." Dies will zwar zunächst eine Zustandsbeschreibung sein, gleichwohl wird dieses "momentum" im Bethlehem Call befürwortet.
--
. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
Deutscher Koordinierungsrat
der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Ricklef Münnich
Evangelischer Präsident
Petristraße 1
99092 Erfurt
Telefon 0361 3815408
Fax 0361 30263639
Mobil 0177 6914045
[email protected]
Betreff: Predigt von Mitri Raheb zu Ihrem Jahresfest
Datum: 15. Februar 2012 19:57:46 MEZ
An: [email protected]
Kopie: [email protected], [email protected], [email protected], Andreas Goetze <[email protected]>, [email protected]
Sehr geehrte Vorstandsmitglieder im Jerusalemverein,
mit der Kanzel des Berliner Doms unlösbar verbunden ist die Erinnerung an Adolf Stoecker, der 1874 zum Hof- und Domprediger berufen wurde. Seine Position nutzte Stoecker um auch politischen Einfluss zu nehmen, vor allem als bekennender Antisemit. Mit ihm nahm der moderne Antisemitismus seinen Anfang. Stoeckers Hasspredigten gegen den „zersetzenden jüdischen Einfluss auf unser Volksleben“ erreichten in gedruckter Form sechsstellige Auflagen. Der Hofprediger hatte erheblichen Anteil daran, dass der Judenhass in kürzester Zeit in die Mitte der deutschen Gesellschaft vorrückte. So legte er einen Keim für den späteren Erfolg des nationalsozialistischen Antisemitismus.
Diese Erinnerung scheint man im Vorstand des Jerusalemvereins verdrängt zu haben. Auf der Kanzel Adolf Stoeckers hält Dr. Mitri Raheb, Pfarrer der Weihnachtskirche in Bethlehem, am 19. Februar, um 10 Uhr, die Festpredigt für das 160. Jahresfest dieses ebenfalls im Dom gegründeten Vereins, der die „deutschen evangelischen Einrichtungen im Heiligen Land“ fördert. Wer Rahebs Reden und Predigten der vergangenen Jahren verfolgt hat, kann dies nur als provokante Ignoranz seines Vorstandes unter dem Pommerschen Bischof Dr. Hans-Jürgen Abromeit verstehen.
Mitri Raheb hat die judenfeindlichen Stereotypen Adolf Stoeckers palästinensisch neu erfunden. Er grenzt sich mit seiner Befreiungstheologie vehement von der „westlichen Theologie“ der vergangenen Jahrzehnte ab, in die eben auch die Erkenntnis der notwendigen Überwindung christlicher Judenfeindschaft eingeflossen ist. Raheb vertritt ausdrücklich die Überzeugung, das Israel der biblischen Verheißungen sei heute durch Palästina zu ersetzen. Außerdem sei Jesus Palästinenser und kein Jude. Er meint dies nicht nur in theologischem, sondern auch in rassistischem Sinn; so sprach er 2010 von der DNA Jesu, die seiner eigenen näher sei als die von Benjamin Netanyahu. Der Betlehemer Pfarrer betreibt eine theologische wie politische Delegitimierung Israels als Volk und als Staat.
Vielleicht klingen Dr. Rahebs Lehren in Bethlehem anders. In Deutschland aber sind sie eindeutig antisemitisch zu verstehen – und das nicht erst seit dem „Antisemitismus-Bericht“ der Bundesregierung, der solche Delegitimierung unter die gegenwärtigen „Erscheinungsformen des Antisemitismus“ rechnet. Offenbar stört es niemanden im Jerusalemverein und damit in breiten Teilen unserer evangelischen Kirchen, 130 Jahre nach Adolf Stoecker wieder einen antisemitischen Prediger auf die Kanzel des Berliner Doms einzuladen.
Mit freundlichen Grüßen
Ricklef Münnich
PS: Ich beziehe mich in meinem Schreiben vor allem auf die Rede, die Dr. Raheb im März 2010 bei der Konferenz "Christ at the Checkpoint" gehalten hat:
http://www.christatthecheckpoint.com/lectures/Mitri_Raheb.pdf
Eine weitere wesentliche Quelle aus der jüngsten Zeit ist der "Bethlehem Call" vom Dezember 2011, an dem Dr. Raheb wesentlich mitgewirkt hat
http://globalministries.org/news/mee/pdfs/Kairos-Palestine-The-Bethlehem-call-Dec-2011.pdf
Dort heisst es unter anderem: "The deligitimization and criminalization of the Israeli government and its local and international support base is gaining unstoppable momentum." Dies will zwar zunächst eine Zustandsbeschreibung sein, gleichwohl wird dieses "momentum" im Bethlehem Call befürwortet.
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Deutscher Koordinierungsrat
der Gesellschaften für christlich-jüdische Zusammenarbeit
Ricklef Münnich
Evangelischer Präsident
Petristraße 1
99092 Erfurt
Telefon 0361 3815408
Fax 0361 30263639
Mobil 0177 6914045
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