_Prof. Dr. Ekkehard W. Stegemann
_Sehr geehrter Herr Bundespräsident
Aus Pressemitteilungen wurde mir bekannt, dass Sie der Laudator sein werden, wenn der Deutsche Medienpreis 2011 u.a. an Herrn Pfarrer Dr. Mitri Raheb aus Bethlehem verliehen wird. Dr. Raheb wird für viele soziale Projekte ausgezeichnet, die durchaus anerkennenswert sind. Es gibt allerdings eine andere Seite bei Dr. Raheb, über die man anlässlich einer solchen Preisverleihung nicht schweigen sollte. Ich meine sein über die Grenzen legitimer Kritik an der Politik des Staates Israel hinausgehendes Engagement. Als Mitautor eines inzwischen unter dem Titel „Kairos Palästina“ bekannten Pamphlets palästinensischer Christen konnte er sich nicht ausdrücklich zu einem Existenzrecht Israels (in welchen Grenzen auch immer) durchringen. Der von ihm zu verantwortende Text lässt völlig offen, was mit dem Begriff „Besetzung“ gemeint ist. Auch die wahrlich mit den palästinensischen Anliegen sympathisierende „Evangelische Mittelost Komission“ (EMOK) der Evangelischen Kirche Deutschlands hat dies moniert. Sie hat, wie auch etwa der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK), nicht zuletzt daran Anstoss genommen, dass das besagte Dokument „Hochachtung vor allen, die ihr Leben für unsere Nation hingegeben haben“, ausgesprochen hat, ohne etwa terroristische Mordaktionen gegen unschuldige jüdische Zivilisten, nicht zuletzt Kinder und Greise, davon auszunehmen. Zur Verfolgung von Christen in arabisch-muslimischen Staaten einschliesslich zu der in den palästinensischen Gebieten fällt kein Wort. Zudem ruft Dr. Raheb zum Boykott Israels auf. Die erwähnte EMOK sagt dazu mit Recht: „Ein allgemeiner Boykott Israels erinnert die Kirchen in Deutschland an den Aufruf ‚Kauft nicht bei Juden’ im Jahr 1933 und ist von uns nicht zu akzeptieren“.
Sie, verehrter Herr Bundespräsident, haben in eindrucksvoller Weise die historische und moralische Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland für das Existenzrecht des jüdischen Staates immer wieder unterstrichen. Das hat heute, am 70. Jahrestag der horrenden Wannsee-Konferenz, auch Ihr jetziger Nachfolger getan. Ich bin sicher, dass Sie bei der Verleihung des Preises an Herrn Dr. Raheb diese unerschütterliche Solidarität der Bundesrepublik, deren Bürger auch ich bin, ansprechen werden, um nicht propagandistisch missbraucht zu werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Prof. Dr. Ekkehard W. Stegemann, Basel
Aus Pressemitteilungen wurde mir bekannt, dass Sie der Laudator sein werden, wenn der Deutsche Medienpreis 2011 u.a. an Herrn Pfarrer Dr. Mitri Raheb aus Bethlehem verliehen wird. Dr. Raheb wird für viele soziale Projekte ausgezeichnet, die durchaus anerkennenswert sind. Es gibt allerdings eine andere Seite bei Dr. Raheb, über die man anlässlich einer solchen Preisverleihung nicht schweigen sollte. Ich meine sein über die Grenzen legitimer Kritik an der Politik des Staates Israel hinausgehendes Engagement. Als Mitautor eines inzwischen unter dem Titel „Kairos Palästina“ bekannten Pamphlets palästinensischer Christen konnte er sich nicht ausdrücklich zu einem Existenzrecht Israels (in welchen Grenzen auch immer) durchringen. Der von ihm zu verantwortende Text lässt völlig offen, was mit dem Begriff „Besetzung“ gemeint ist. Auch die wahrlich mit den palästinensischen Anliegen sympathisierende „Evangelische Mittelost Komission“ (EMOK) der Evangelischen Kirche Deutschlands hat dies moniert. Sie hat, wie auch etwa der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK), nicht zuletzt daran Anstoss genommen, dass das besagte Dokument „Hochachtung vor allen, die ihr Leben für unsere Nation hingegeben haben“, ausgesprochen hat, ohne etwa terroristische Mordaktionen gegen unschuldige jüdische Zivilisten, nicht zuletzt Kinder und Greise, davon auszunehmen. Zur Verfolgung von Christen in arabisch-muslimischen Staaten einschliesslich zu der in den palästinensischen Gebieten fällt kein Wort. Zudem ruft Dr. Raheb zum Boykott Israels auf. Die erwähnte EMOK sagt dazu mit Recht: „Ein allgemeiner Boykott Israels erinnert die Kirchen in Deutschland an den Aufruf ‚Kauft nicht bei Juden’ im Jahr 1933 und ist von uns nicht zu akzeptieren“.
Sie, verehrter Herr Bundespräsident, haben in eindrucksvoller Weise die historische und moralische Verpflichtung der Bundesrepublik Deutschland für das Existenzrecht des jüdischen Staates immer wieder unterstrichen. Das hat heute, am 70. Jahrestag der horrenden Wannsee-Konferenz, auch Ihr jetziger Nachfolger getan. Ich bin sicher, dass Sie bei der Verleihung des Preises an Herrn Dr. Raheb diese unerschütterliche Solidarität der Bundesrepublik, deren Bürger auch ich bin, ansprechen werden, um nicht propagandistisch missbraucht zu werden.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Prof. Dr. Ekkehard W. Stegemann, Basel