Ulrich Sahm
_Sehr geehrter Herr Professor Herzog,
mit Erstaunen und großer Verwunderung habe ich gelesen, dass Sie die Laudatio bei der Verleihung des deutschen Medienpreises unter anderem für Pastor Mitri Raheb halten werden.
Raheb mag viele Verdienste innerhalb seiner winzigen Kirchengemeinde haben. Er hat auch lukrative „Begegnungszentren“ und andere Einrichtungen in Bethlehem initiiert. Doch dass diese für Begegnungen und Versöhnung mit Juden dienen, wie man überall lesen kann, ist aus rein technischen Gründen falsch. Wegen Lebensgefahr nach mehreren Morden ist es bis heute jüdischen Israelis strikt verboten, palästinensisch verwaltetes autonomes Gebiet zu betreten, also auch Bethlehem.
Dann hat sich Raheb wiederholt als rassistischer Hetzer gegen Israel und Juden hervorgetan. Seine Worte klingen teilweise, als seien sie der deutschen „Blut und Boden“ Ideologie entnommen.
Als Jugendsünde kann man vielleicht die von ihm erfundene „palästinensische Befreiungstheologie“ verzeihen. An ihren Vorläufer, der „deutschen Befreiungstheologie“, wollen die heutigen deutschen Theologen nur ungern erinnert werden.
Bei einer vielbeachteten Konferenz „Christus beim Checkpoint“ in Bethlehem 2010, hat Raheb nach „fünf Jahren theologischer Arbeit“ neue Thesen aufgestellt.
Seine erste These besagt, dass die Bibel nur in „Palästina“ verfasst worden sein konnte. Nur in kleinen Teilen sei sie außerhalb „Palästinas“ aufgeschrieben worden. Hierzu sei angemerkt, dass erst der römische Kaiser Hadrian dem Land „Judäa“ im Jahr 136 nach Christi den Namen „Palästina“ verpasste. Rahebs Formulierung beinhaltet eine absichtliche politische Geschichtsklitterung.
Als zweite These behauptet er, dass nicht die Juden oder gar Israel die „Fortsetzung der Völker des Landes“ seien, sondern das palästinensische Volk. „Israel stellt das Rom der Bibel dar, nicht die Menschen des Landes.“ Dieses ist ein ungeheuerlicher Satz, der wohl keines Kommentars bedarf und schlimmere Bedeutung hat als nur eine legitime politische Meinungsäußerung.
Raheb empfindet sich rassisch als Palästinenser gar dem in Bethlehem geborenen David und Jesus näher als Benjamin Netanjahu. Denn er, Raheb, sei „jenseits der Straße“ zur Welt gekommen, wo Jesus geboren wurde. Ministerpräsident Netanjahu hingegen gehöre einem „osteuropäischen Stamm an“, der im Mittelalter zum Judentum konvertiert sei.
Derartige Rassentheorien sollten eigentlich seit 1945, mit dem Ende des Nationalsozialismus, in Deutschland nicht mehr aufgestellt werden.
Ich muss hier nicht ausführen, dass sogar die Nazis niemals von einer christlichen „Rasse“ gesprochen haben, zumal das Christentum eine Glaubensreligion ist, der man sich ungeachtet von Rasse, Hautfarbe oder Geschlecht durch die Taufe anschließt. Das Judentum hingegen ist eine Art Volksstamm in den man hineingeboren wird, oder dem man sich durch Konversion anschließen kann. (Das ist vergleichbar mit der Zugehörigkeit zum deutschen Volk! Bis vor wenigen Jahren galt, dass die deutsche Volkszugehörigkeit allein durch den Vater vererbt wird. Wer in Deutschland eine deutsche Mutter hatte aber einen ausländischen Vater, blieb staatenlos. Ebenso kann man Deutscher durch Naturalisierung werden entsprechend den geltenden Vorgaben.)
Einem europäischen Juden wie Netanjahu die authentische Zugehörigkeit zum Judentum abzusprechen, zumal Hitler ihn bedenkenlos nach Auschwitz geschickt hätte, wo auch die kath. Nonne Edith Stein ermordet worden ist, ist übelster Rassismus und zeugt von einem völligen Unverständnis des christlichen Selbstverständnisses. Rassismus ist es dann auch, wenn sich der christliche Pastor als authentischen Nachfolger Davids oder Jesu darstellt, sogar „im Glauben“, wie er behauptete. Seine Aussage entspricht den verbreiteten Versuchen, nicht nur den Staat Israel zu delegitimieren, sondern den, oder gewissen Juden die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk abzuerkennen. Rahebs durchsichtige Absicht ist es, Netanjahu und anderen europäischen Juden das Recht abzusprechen, in Israel zu leben. In jedem Fall widerspricht es Ihren eigenen Aussagen zum Existenzrecht Israels und deutscher Verpflichtung gegenüber Juden, die Sie bei ihrem Besuch in Israel geäußert haben, und den ich damals miterleben durfte.
Des weiteren sagte Raheb: „Eigentlich sind die palästinensischen Christen die einzigen in der Welt, die, wenn sie über ihre Vorfahren sprechen, ihre eigentlichen Vorfahren meinen und auch ihre Vorfahren im Glauben.“ Anders formuliert: allein Palästinenser sind wegen der Zusammensetzung ihres Blutes wahre Christen. Diese These dürfte kein aufrechter gläubiger Christ in der Welt akzeptieren.
Sehr geehrter Professor Herzog: Ich erwarte, dass Sie sich mit ihrem moralischen Gewicht als unser ehemaliger Bundespräsident nicht dazu ausbeuten lassen, die Laudatio für einen derartigen Rassisten und Hetzers im Pastorengewand ausnutzen lassen.
mfg
Ulrich W. Sahm
Mitschrift des Vortrags von Mitri Rahebs Vortrag
Tondatei des Vortrags
mit Erstaunen und großer Verwunderung habe ich gelesen, dass Sie die Laudatio bei der Verleihung des deutschen Medienpreises unter anderem für Pastor Mitri Raheb halten werden.
Raheb mag viele Verdienste innerhalb seiner winzigen Kirchengemeinde haben. Er hat auch lukrative „Begegnungszentren“ und andere Einrichtungen in Bethlehem initiiert. Doch dass diese für Begegnungen und Versöhnung mit Juden dienen, wie man überall lesen kann, ist aus rein technischen Gründen falsch. Wegen Lebensgefahr nach mehreren Morden ist es bis heute jüdischen Israelis strikt verboten, palästinensisch verwaltetes autonomes Gebiet zu betreten, also auch Bethlehem.
Dann hat sich Raheb wiederholt als rassistischer Hetzer gegen Israel und Juden hervorgetan. Seine Worte klingen teilweise, als seien sie der deutschen „Blut und Boden“ Ideologie entnommen.
Als Jugendsünde kann man vielleicht die von ihm erfundene „palästinensische Befreiungstheologie“ verzeihen. An ihren Vorläufer, der „deutschen Befreiungstheologie“, wollen die heutigen deutschen Theologen nur ungern erinnert werden.
Bei einer vielbeachteten Konferenz „Christus beim Checkpoint“ in Bethlehem 2010, hat Raheb nach „fünf Jahren theologischer Arbeit“ neue Thesen aufgestellt.
Seine erste These besagt, dass die Bibel nur in „Palästina“ verfasst worden sein konnte. Nur in kleinen Teilen sei sie außerhalb „Palästinas“ aufgeschrieben worden. Hierzu sei angemerkt, dass erst der römische Kaiser Hadrian dem Land „Judäa“ im Jahr 136 nach Christi den Namen „Palästina“ verpasste. Rahebs Formulierung beinhaltet eine absichtliche politische Geschichtsklitterung.
Als zweite These behauptet er, dass nicht die Juden oder gar Israel die „Fortsetzung der Völker des Landes“ seien, sondern das palästinensische Volk. „Israel stellt das Rom der Bibel dar, nicht die Menschen des Landes.“ Dieses ist ein ungeheuerlicher Satz, der wohl keines Kommentars bedarf und schlimmere Bedeutung hat als nur eine legitime politische Meinungsäußerung.
Raheb empfindet sich rassisch als Palästinenser gar dem in Bethlehem geborenen David und Jesus näher als Benjamin Netanjahu. Denn er, Raheb, sei „jenseits der Straße“ zur Welt gekommen, wo Jesus geboren wurde. Ministerpräsident Netanjahu hingegen gehöre einem „osteuropäischen Stamm an“, der im Mittelalter zum Judentum konvertiert sei.
Derartige Rassentheorien sollten eigentlich seit 1945, mit dem Ende des Nationalsozialismus, in Deutschland nicht mehr aufgestellt werden.
Ich muss hier nicht ausführen, dass sogar die Nazis niemals von einer christlichen „Rasse“ gesprochen haben, zumal das Christentum eine Glaubensreligion ist, der man sich ungeachtet von Rasse, Hautfarbe oder Geschlecht durch die Taufe anschließt. Das Judentum hingegen ist eine Art Volksstamm in den man hineingeboren wird, oder dem man sich durch Konversion anschließen kann. (Das ist vergleichbar mit der Zugehörigkeit zum deutschen Volk! Bis vor wenigen Jahren galt, dass die deutsche Volkszugehörigkeit allein durch den Vater vererbt wird. Wer in Deutschland eine deutsche Mutter hatte aber einen ausländischen Vater, blieb staatenlos. Ebenso kann man Deutscher durch Naturalisierung werden entsprechend den geltenden Vorgaben.)
Einem europäischen Juden wie Netanjahu die authentische Zugehörigkeit zum Judentum abzusprechen, zumal Hitler ihn bedenkenlos nach Auschwitz geschickt hätte, wo auch die kath. Nonne Edith Stein ermordet worden ist, ist übelster Rassismus und zeugt von einem völligen Unverständnis des christlichen Selbstverständnisses. Rassismus ist es dann auch, wenn sich der christliche Pastor als authentischen Nachfolger Davids oder Jesu darstellt, sogar „im Glauben“, wie er behauptete. Seine Aussage entspricht den verbreiteten Versuchen, nicht nur den Staat Israel zu delegitimieren, sondern den, oder gewissen Juden die Zugehörigkeit zum jüdischen Volk abzuerkennen. Rahebs durchsichtige Absicht ist es, Netanjahu und anderen europäischen Juden das Recht abzusprechen, in Israel zu leben. In jedem Fall widerspricht es Ihren eigenen Aussagen zum Existenzrecht Israels und deutscher Verpflichtung gegenüber Juden, die Sie bei ihrem Besuch in Israel geäußert haben, und den ich damals miterleben durfte.
Des weiteren sagte Raheb: „Eigentlich sind die palästinensischen Christen die einzigen in der Welt, die, wenn sie über ihre Vorfahren sprechen, ihre eigentlichen Vorfahren meinen und auch ihre Vorfahren im Glauben.“ Anders formuliert: allein Palästinenser sind wegen der Zusammensetzung ihres Blutes wahre Christen. Diese These dürfte kein aufrechter gläubiger Christ in der Welt akzeptieren.
Sehr geehrter Professor Herzog: Ich erwarte, dass Sie sich mit ihrem moralischen Gewicht als unser ehemaliger Bundespräsident nicht dazu ausbeuten lassen, die Laudatio für einen derartigen Rassisten und Hetzers im Pastorengewand ausnutzen lassen.
mfg
Ulrich W. Sahm
Mitschrift des Vortrags von Mitri Rahebs Vortrag
Tondatei des Vortrags