http://www.radiobremen.de/funkhauseuropa/aktuell/culinaria180.html
Hummus – Geschmack der Heimat Palästinenser, Juden, Araber – sie alle lieben Hummus, vor einem Teller voller Kichererbsenpaste scheint der Frieden in Israel zum Greifen nah. Und in einem Lokal in Berlin-Neukölln, weit fort vom Krisenherd, sieht es tatsächlich so aus, als könne eine gemeinsame Esskultur Gemeinschaft stiften...
Hummus ist ein Politikum, Libanon und Israel betrachten es als ihr Nationalgericht oder gar Eigentum. Die Animositäten um ein einfaches Gericht sind Jahrtausende alt. Und sie spiegeln einen komplizierten Konflikt.
Hussam Azzam steht in seinem Lokal in Berlin-Neukölln vor dem Herd. Mit einem Löffel malt der junge Koch Kreise in die cremige Paste, die einen tiefen Teller füllt. Dann schöpft er Kichererbsen aus einem Topf in die Mulde. Noch ein bisschen Olivenöl, Petersilie, süße Paprika und Tomaten, Gurken, Oliven, Pfefferminz... Als letztes legt Azzam grellrote Rettichstücke auf den Beilagenteller. Das Gemüse regt Appetit und Geschmacksnerven an, ein Kontrast zu dem nussig-cremigen Hummus-Aroma.
Hussam Azzam
Vor einigen Jahren ist Azzam aus Palästina nach Deutschland gekommen. Seither führt er das Lokal zusammen mit seinem Vater. Er trägt die gleiche rote Schürze wie seine Mitarbeiter, die meisten sind Palästinenser. Und Hummus ist für sie alle auch ein Stück Heimat, hier zwischen orientalischen Wandornamenten und Plastikpalmen.
Die Kichererbse zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt, sie wurde vor 8000 Jahren erstmals in Kleinasien angebaut. Jeden Abend füllt Azzam zehn, zwölf Kilo davon in einen großen Topf, damit sie über Nacht einweichen können. Am nächsten Morgen setzt er den Topf auf die Flamme. Die Kichererbsen müssen stundenlang köcheln, bis man sie zwischen den Fingern zerreiben könne, erklärt Azzam.
So muss es sein...
Azzam serviert Hummus pur, ohne Chili, ohne Kümmel. Und die Gäste goutieren das. Palästinenser, Syrier und Libanesen sitzen schon morgens um neun auf den roten und gelben Stühlen. Und: Immer mehr Israelis.
Es gebe nur zwei gute Hummus-Lokale in Berlin, sagt Stammgast Adam Bonwitt. Eins davon sei Azzam. Für Adam ist Hummus eine Wissenschaft: Gerade hat er seine Bachelor-Arbeit zum Thema "Hummus und nationale Identität in Israel" abgeschlossen. Nach 1948 brachten jüdische Einwanderer ihre Gerichte aus Syrien, Libanon oder Jordanien mit nach Israel. Adam kommt in seiner wissenschaftlichen Arbeit zu dem Schluss, dass die arabische Küche so zum kulinarischen Bindemittel wurde zwischen Menschen, die oft nur der jüdische Glauben verband. Kichererbsen als Baustein nationaler und religiöser Identität.
Schon Christen und Juden erklärten Hummus zur biblischen Speise. Moslems dagegen glauben, dass der islamische Herrscher Saladin das Hummus erfunden hat. Immerhin: Bei Azzam scheint ein friedliches Miteinander der Religionen möglich. Jenni Roth hat sich davon überzeugt.
Hummus ist ein Politikum, Libanon und Israel betrachten es als ihr Nationalgericht oder gar Eigentum. Die Animositäten um ein einfaches Gericht sind Jahrtausende alt. Und sie spiegeln einen komplizierten Konflikt.
Hussam Azzam steht in seinem Lokal in Berlin-Neukölln vor dem Herd. Mit einem Löffel malt der junge Koch Kreise in die cremige Paste, die einen tiefen Teller füllt. Dann schöpft er Kichererbsen aus einem Topf in die Mulde. Noch ein bisschen Olivenöl, Petersilie, süße Paprika und Tomaten, Gurken, Oliven, Pfefferminz... Als letztes legt Azzam grellrote Rettichstücke auf den Beilagenteller. Das Gemüse regt Appetit und Geschmacksnerven an, ein Kontrast zu dem nussig-cremigen Hummus-Aroma.
Hussam Azzam
Vor einigen Jahren ist Azzam aus Palästina nach Deutschland gekommen. Seither führt er das Lokal zusammen mit seinem Vater. Er trägt die gleiche rote Schürze wie seine Mitarbeiter, die meisten sind Palästinenser. Und Hummus ist für sie alle auch ein Stück Heimat, hier zwischen orientalischen Wandornamenten und Plastikpalmen.
Die Kichererbse zählt zu den ältesten Kulturpflanzen der Welt, sie wurde vor 8000 Jahren erstmals in Kleinasien angebaut. Jeden Abend füllt Azzam zehn, zwölf Kilo davon in einen großen Topf, damit sie über Nacht einweichen können. Am nächsten Morgen setzt er den Topf auf die Flamme. Die Kichererbsen müssen stundenlang köcheln, bis man sie zwischen den Fingern zerreiben könne, erklärt Azzam.
So muss es sein...
Azzam serviert Hummus pur, ohne Chili, ohne Kümmel. Und die Gäste goutieren das. Palästinenser, Syrier und Libanesen sitzen schon morgens um neun auf den roten und gelben Stühlen. Und: Immer mehr Israelis.
Es gebe nur zwei gute Hummus-Lokale in Berlin, sagt Stammgast Adam Bonwitt. Eins davon sei Azzam. Für Adam ist Hummus eine Wissenschaft: Gerade hat er seine Bachelor-Arbeit zum Thema "Hummus und nationale Identität in Israel" abgeschlossen. Nach 1948 brachten jüdische Einwanderer ihre Gerichte aus Syrien, Libanon oder Jordanien mit nach Israel. Adam kommt in seiner wissenschaftlichen Arbeit zu dem Schluss, dass die arabische Küche so zum kulinarischen Bindemittel wurde zwischen Menschen, die oft nur der jüdische Glauben verband. Kichererbsen als Baustein nationaler und religiöser Identität.
Schon Christen und Juden erklärten Hummus zur biblischen Speise. Moslems dagegen glauben, dass der islamische Herrscher Saladin das Hummus erfunden hat. Immerhin: Bei Azzam scheint ein friedliches Miteinander der Religionen möglich. Jenni Roth hat sich davon überzeugt.